Kost-Nix-Wagen

3. Platz

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Kost-nix-Wagen

Von: Otelo Freistadt

Umsetzungsphase: Erste Umsetzungsphase

Umsetzungsort: Freistadt

 

Service-Tipp im ORF Oberösterreich

3. Platz: Kost-nix-Wagen, Otelo Freistadt

Eine Produktion des Landesstudios Oberösterreich | Beitrag vom 04.08.2021

Kurz-
beschreibung

Der Kost-nix-Wagen ist mobil und wird immer wieder an unterschiedlichen Plätzen aufgestellt. Primäres regionales Ziel ist Freistadt, es ist aber auch eine „Kost-nix-Wagen-Tour“ durch umliegende Gemeinden denkbar.

 

Im Zuge der Corona–Pandemie haben viele Menschen entrümpelt und ausgemistet. Der Kost-nix-Wagen ermöglicht eine verstärkte Nutzung noch intakter Gegenstände im Raum Freistadt. Er ist eine solidarische Drehscheibe, die nicht nur die Güter, sondern auch die Idee in rurale Gegenden transportiert und so die Verteilungsfrage einer zivilgesellschaftlichen Lösung näher bringt.

Thema, Hintergrund

Mit dem Kost-nix-Wagen wird eine mobile Räumlichkeit (adaptierter Bauwagen) für das Geben und Nehmen von Gütern geschaffen. Aufgestellt wird er an verschiedenen öffentlichen Plätzen im Bezirk Freistadt. Der Kost-nix-Wagen ist ein offener Raum, den die Zivilgesellschaft für den Austausch von Gegenständen wie Kleidung, Schuhe, Bücher, Geschirr und kleinen funktionierenden Elektrogeräten nutzen kann. Privatpersonen können ohne jegliche Gegenleistung Dinge, die sie gebrauchen können, mitnehmen. Sie können auch Dinge abgeben und anderen Menschen kostenfrei zur Verfügung stellen.
 
In vielen Haushalten befinden sich Gegenstände, die nicht mehr genutzt und bis zur Entsorgung nur noch gelagert werden. Gleichzeitig werden ähnliche Dinge produziert und verkauft. Durch diese vermeidbare Überproduktion werden wertvolle Ressourcen verschwendet. Eine nachhaltigere Lösung ist es, Dinge für den permanenten Gebrauch im Fluss zu halten. So werden gleichzeitig Bedürfnisse befriedigt und die lebenserhaltenden Systeme der Erde weniger belastet. Vorhandene, ungenutzte Ressourcen werden wieder einem Nutzen zugeführt und dadurch Ressourcen und Aufwendungen der Entsorgung (z.B. Transport, Deponieflächen) eingespart. Menschen mit geringen Einkommen profitieren direkt von den kostenlosen Waren. Die Waren bleiben in der Region, stehen den Menschen vor Ort zur Verfügung und steigern so das Gemeinwohl. Der Kost-nix-Wagen ist ein lebendiger Ort, der soziale Kontakte fördert und die Menschen ermutigt, selbst aktiv zu werden.

Innovation

1. Solidarischer Effekt
Das kostenfreie Weitergeben von Gegenständen an Menschen, die diese gut gebrauchen können, ist ein Akt der Solidarität und stärkt den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Der Kost-nix-Wagen bietet dafür eine niederschwellige Plattform. Es wird zu einer Verschiebung von Gütern hin von wohlhabenderen Schichten zu ärmeren Gruppen kommen. Insofern wird diesen eine bessere Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht, da diese Ausgaben senken können.

2. Ökologischer Aspekt
Gegenstände, die gebrauchsfähig sind, aber ungenutzt in Haushalten verstauben, werden durch den Kost-nix-Wagen wieder einem gesellschaftlichen Nutzen zugeführt. Durch die Vermeidung der Neuproduktion von Waren werden Ressourcen geschont. Waren, die noch gebrauchsfähig sind, aber nicht mehr gebraucht werden, weil ein „geileres“ neues Produkt erworben wurde, landen oft in der Altstoffverwertung und verursachen so weiteren Ressourcenverbrauch. Dem wird durch die verbesserte Zirkulation der Waren innerhalb der Bevölkerung entgegengewirkt. Lange Transportwege werden ausgeschaltet.

3. Individueller Lerneffekt
Durch die Entkopplung der Waren vom Preis verringert sich die Beeinflussung von Kaufentscheidungen durch Sonderangebote und Werbung. So verstärkt sich die Auseinandersetzung von einzelnen Menschen mit den eigenen Bedürfnissen. Die Frage „Was brauche ich?“ steht vor „Mache ich einen guten Kauf?“ Auch durch das Aussortieren und Verschenken von ungenutzten Gegenständen wird ein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse gefördert.

Umsetzung

  • Zielgruppe: Der Kost-nix-Wagen ist ein lebendiger Ort. Er steht in seiner Nutzung allen Menschen offen und kann über Altersgrenzen, soziale Schichten, politische Einstellungen, kulturellen Hintergrund etc. hinweg genutzt werden. Insbesondere Menschen mit geringen Einkommen profitieren direkt von den kostenlosen Waren.
  • Partizipationsmöglichkeit: Der Kost-nix-Wagen wird durch die Menschen, die ihn nutzen, zum Leben erweckt. Durch Geben und/oder Nehmen von Dingen hat jede und jeder Möglichkeit, sich an diesem Projekt zu beteiligen, den Kost-nix-Wagen aktiv zu nutzten und ihn für andere attraktiv zu machen. Viele Menschen erkennen die Klimakrise und die immer größer werdende soziale Kluft zwischen Arm und Reich als die großen Herausforderungen unserer Zeit, sehen für sich selbst aber wenig Möglichkeit, dagegen anzugehen. Mit dem Kost-nix-Wagen kann jede und jeder aktiv werden, einen Beitrag leisten und Gleichgesinnte treffen.
  • Projektpartner*innen:  Für die Renovierung und Adaptierung des Bauwagens zum Kost-nix-Wagen gibt es eine Kooperationsvereinbarung mit der Produktionsschule NEXT LEVEL (Ausbildungsfit). Die Jugendlichen sollen im Zuge der Arbeiten, nicht nur ihre Fähigkeiten einbringen und weiterentwickeln, sondern auch eigene Ideen in Gestaltung, Funktionalität und Design einbringen können. Von der Stadtgemeinde Freistadt gibt es eine Absichtserklärung, den Kost-nix-Wagen im Stadtgebiet (z.B. Hauptplatz, Messegelände, Pendler*innenparkplatz etc.) aufzustellen.